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Samstag, 4. Nov. 2023

18:00 Uhr

Fürchte dich nicht

"Aus der Tiefen rufe ich, Herr, zu dir" (BWV 131) komponierte Johann Sebastian Bach in seiner Mühlhausener Zeit. Wohl als Trauergesang auf den großen Stadtbrand zu verstehen, ist der genaue Zusammenhang der Uraufführung bis heute ungeklärt. Als wahrscheinlich gilt ein Bußgottesdienst im Gedenken an die Opfer des Flammeninfernos. Die kleine, beinahe kammermusikalisch anmutende, Besetzung vertont die Zeilen des 130. Psalms. Wie es in seinen Kantaten üblich ist, reflektieren die Arien mit Strophen aus Ringwaldts "Herr Jesu Christ, du höchstes Gut". Auffällig ist die – von Bach gewünschte – Besetzung mit nur einer Violine, dafür zwei Violen: Der ungewöhnlich dunkle Klang betont den Text umso mehr.

Gregorio Allegris "Miserere" ist die wohl berühmteste A-cappella-Vertonung des 51. Psalms. Allegri schrieb es wohl in den 1630er-Jahren als päpstlicher Kapellsänger. Mythen und Legenden umranken das Werk: Der 14-jährige Mozart soll das Stück bei einem Romaufenthalt gehört und, trotz Androhung der Exkommunizierung, zu späterem Zeitpunkt aus dem Gedächtnis rekonstruiert haben. Das Werk an sich ist eher einfach aufgebaut: das Miserere besteht aus einem recht schlichten falsi bordoni Satz für neun Stimmen, die sich auf zwei Chöre verteilen. Berühmt und berüchtigt ist die Stelle, die (wohl durch einen Übertragungsfehler) das dreigestrichene c erreicht.

Die Namensgeberin des Konzerts, die Motette "Fürchte dich nicht" (BWV 228), wurde für eine Beerdigung geschrieben. Die Kompositionszeit und -Ort sind bis heute umstritten: bislang auf 1726 auf Bachs Leipziger Zeit datiert, weist die Stilistik des Werks wohl auf eine frühere Schaffung in Weimar hin. Nr. 1 rezitiert Jesaias ersten Vers; gefolgt vom zweiten Vers in Nr. 2, in dem eine meisterhafte Fuge beginnt. Interessant ist die Ähnlichkeit (sowohl thematisch, als auch musikalisch) zwischen dem chromatischen Grundmotiv, das an die Schlussarie aus Bachs Kantate "Widerstehe doch der Sünde" (BWV 54) erinnert. Beinahe grandios mutet die Steigerung an, die sich von "Ich habe dich bei deinem Namen gerufen" bis zur finalen Aussage "Ich bin dein, weil du dein Leben gegeben" zieht.

Kammerchor Dresden
Dresdner Barockorchester
Leitung: Hans Christoph Rademann

  • Jan Dismas Zelenka
    Miserere in c-Moll
  • Johann Sebastian Bach
    Werke BWV 131 „Aus der Tiefen rufe ich, Herr, zu dir“
  • Johann Georg Pisendel
    Werke Sonata c-moll
  • Gregorio Allegri
    Werke Miserere
  • Johann Sebastian Bach
    Werke Motette BWV 228 „Fürchte dich nicht“