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Hasse: Requiem – Miserere

Johann Adolf Hasse 1699–1783

  • Requiem in Es-dur
  • Miserere in d-moll
  • Sopran Simona Houda-Šaturová
  • Alt Britta Schwarz
  • Tenor Eric Stokloßa
  • Bass Gotthold Schwarz
  • Dresdner Kammerchor
  • Dresdner Barockorchester
  • Ltg Hans-Christoph Rademann

Koproduktion Deutschlandradio Kultur – Carus

Recorded live 5.+6.Feb 2005 Lucaskirche Dresden
Recording Hein Laabe, Axel Sommerfeld

Rezensionen

Eindringliche Klangrede
Zwischen den Entstehungsdaten der beiden hier vereinten Werke liegt eine Spanne von etwa drei Jahrzehnten: Das erstmals eingespielte Requiem in Es-Dur ist wahrscheinlich 1764 vollendet und kündet bereits vom präklassischen Spätstil des reifen Meisters, während sein Miserere in d-Moll aus der venezianischen Zeit vor 1731 stammt und noch deutlich barocker im Tonfall daherkommt.
Trotz dieser zeitlichen und stilistischen Distanz lassen beide Werke gleichermaßen die Handschrift des mit allen Wassern der großen Bühne gewaschenen Opern-Komponisten erkennen: Der Beginn des Dies Irae wird mit harschen Sforzati und Synkopen ungemein plastisch ausgemalt; das Lacrimosa ist in effektvoll dunkle Farben getaucht und mit schmerzlichen chromatischen Vorhalten durchsetzt. Dabei sorgt Hasse durch den wohl disponierten Wechsel von Tutti- und Solo-Sätzen für Abwechslung.
Im frühen Miserere hat er dagegen das Benigne, fac als hochvirtuose Koloraturarie angelegt, die ebenfalls jeder Oper gut zu Gesicht stünde. Sie ist bei der Sopranistin Simona Houda-Saturová mit ihrem engelshellen Timbre in den besten Händen (bzw. Stimmbändern) gelandet, die ein gutes, aber nicht immer gleichermaßen überzeugendes Solistenquartett anführt. Das Dresdner Barockorchester und der vorzügliche Kammerchor finden unter Leitung von Hans-Christoph Rademann zu einer homogen-schlanken Darbietung, die dem Gestus des Textes auf ganz organische Weise folgt und für zahlreiche anrührende Momente sorgt. So erweckt diese Live-Aufnahme zwei völlig zu Unrecht vergessene Meisterwerke des 18. Jahrhunderts mit ihrer eindringlichen Klangrede zu neuem Leben.

Marcus Stäbler
Quelle: Fono Forum 10/2005 S. 39

Eine Entdeckung ist die Ersteinspielung von Johann Adolf Hasses Requiem in Es-Dur", das der Dresdner Kammerchor und das Dresdner Barockorchester unter der Leitung von Hans-Christoph Rademann auf CD gebannt haben. Das Requiem zählt zu den Spätwerken eines Mannes, der jahrzehntelang meisterhaft barocke und empfindsame Züge in seiner Musik zu verbinden verstand. Der Dresdner Kammerchor, der in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiert, besticht durch seinen homogenen, besonders warmen, weichen und vollen Chorklang. Der Ausdruck ist von zurückhaltender Schönheit, doch auch von Intensität bestimmt.

Quelle: WDR, Hörzeichen, 5.9.2005

(GW) Für einmal möchten wir eine CD-Besprechung mit dem Lob für das Begleitheft beginnen. Selten habe ich einen so informativen und aufschlussreichen Text zu einer CD gelesen wie den dieser Einspielungen. Verständlich: Er stammt von der Leiterin der Musikabteilung der Sächsischen Staats- und Landesbibliothek Dresden, Frau Ortrun Landmann. Auch das Cover fällt auf, und so wird man wieder daran erinnert, dass ein Canaletto ebenfalls von Dresden fasziniert gewesen ist... so wie der Komponist Johann Adolf Hasse (1699-1783) von Venedig, dem Zentrum der Musik schlechthin in jener Zeit, wo er starb. [...]
Auch in Sachen geistlicher Musik hat er so manches vorzuweisen, und es ist daher sehr zu begrüßen, dass das Label Carus sich verstärkt um die Musik jener Komponisten kümmert, die an der bedeutenden Dresdner Hofkapelle wirkten. Sicher ist Hasse der bedeutendste unter ihnen und zweifellos verdienen die hier aufgenommenen Werke Gehör: ein Miserere d-Moll, das dem frühen Schaffen zuzuschreiben ist und eine große Ausdruckspalette verdeutlicht, sowie ein Requiem Es-Dur, ein Spät-, wenn nicht gar Abschiedswerk Hasses, und für mich eine der bemerkenswertesten Trauermessen der gesamten Musikliteratur. Nein, ich übertreibe nicht!
Aufs Beste verbindet Hasse menschliche, fast opernartige Dramatik mit ergreifender Verinnerlichung, und so scheint es fast unverständlich, dass diese kostbare Musik hier erstmals auf Tonträger vorliegen soll. Nun, diese Wiedergutmachung ist optimal geglückt, denn der Kammerchor Dresden und das Dresdner Barockorchester unter der ebenso klugen, wie einfühlsamen Leitung von Hans-Christoph Rademann bieten eine Leistung, die ganz einfach mustergültig ist. [...]
Es täte uns jedenfalls nicht wundern, wenn eine oder die andere internationale Auszeichnung diese Pionierarbeit belohnen würde. Für mich stellt sie eine lohnende Entdeckung und eine Bereicherung ersten Ranges dar.

Quelle: Pizzicato, 12/2005, S. 59

Dresdner Requiem
Wie schon in den vorangegangenen Aufnahmen dieser CD-Reihe überzeugen der Dresdner Kammerchor und das Dresdner Barockorchester durch ihren geschmeidigen Klang, ihre saubere Artikulation und ihren dezent federnden Musizierstil. [...], ansonsten ist dies eine rundum gelungene Aufnahme, die auf hohem Niveau eine interessante und vor allem von normalen Kirchenchören zu bewältigende Alternative zu den gängigen Requiem-Vertonungen bietet.

Matthias Hengelbrock
Quelle: Musik und Kirche 6/05

Cela ne serait que des mots si l'interprétation n'était de bout en bout remarquable. Les solistes sont très impliqués, le chœur admirable, et l'orchestre, avec ses vents d'une rare subtilité, ses cordes mordantes et généreuses paraît ici difficilement surpassables.

Xavier de Gaulle
Quelle: Classica 2/06

[...] Hans-Christoph Rademann spornt seine Sängerinnen und Musikantinnen zu Hochleistungen an; besonders erfreut die Homogenität des Chores, [...]

Dr. Franz Gratl
klassik.com, 30.09.2005

Die hier vereinigten zwei Kompositionen Johann Adolf Hasses beweisen die hohe Qualität und zugleich die stilistische Spannweite, die diesem Komponisten zu Gebote standen. H.-Chr. Rademann ist die exemplarische Interpretation der Dresdner Hofmusik ein ganz besonderes, einmal mehr überzeugend eingelöstes Anliegen.

„Das Dresdner Barockorchester und der vorzügliche Kammerchor finden unter Leitung von Hans-Christoph Rademann zu einer homogen-schlanken Darbietung, die dem Gestus des Textes auf ganz organische Weise folgt und für zahlreiche anrührende Momente sorgt. So erweckt diese Live-Aufnahme zwei völlig zu Unrecht vergessene Meisterwerke des 18. Jahrhunderts mit ihrer eindringlichen Klangrede zu neuem Leben.“ (Fono Forum 10/05)

Ausgezeichnet mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik

Ausgezeichnet mit dem Pizzicato Supersonic Award